Peter Roland, 10.07.2018: In letzter Zeit war mehrfach zu beobachten, dass sich fast 40 voll besetzte Wattwagen zwischen dem Deutschen Eck (da treffen sich die beiden Wattwagenwege von Duhnen und Sahlenburg nach Neuwerk) und der Rettungsbake 6 stauten. Dort befindet sich das Duhner Loch. Noch vor 2 Jahren war dieser Priel ca. 2,5 Stunden vor Ebbe und normalen Tideständen knietief. Im letzten Jahr war man bereits mindestens bis zu den Oberschenkeln im Wasser.
Seit diesem Jahr hat sich dort die Situation weiter verschärft. Da das Duhner Loch seit dem letzten Winter noch tiefer geworden ist, müssen Wattwagen vor der Querung dieses Priels so oft wie noch nie Wartezeiten in Kauf nehmen. Bei der Durchquerung sind die Pferde bei normaler Tide inzwischen bis zur Hälfte des Körpers im Priel, bei höheren Wasserständen schauen nur noch die Schultern raus. Die Fahrgäste der Kutschen müssen die Füße hochheben, damit diese nicht nass werden. Im Juli d. J. mussten sogar mehrfach alle Kutschen umdrehen und unverrichteter Dinge die Rückfahrt antreten.
Noch gravierender sieht es bei Wattwanderern und Reitern aus, die nach Neuwerk wollen oder von dort kommen. Erst kürzlich wurde beobachtet, wie die Pferde von zwei Reitern scheuten und diese abwarfen, als sie den Priel durchqueren sollten. Bei vielen Wattwanderern besteht zunächst mal Ratlosigkeit, denn diese Situation hat es bisher so nicht gegeben. Manche drehen um, weil ihnen der Priel zu tief ist oder sie nicht mit nasser Kleidung den Weg fortsetzen möchten. Diejenigen, die mutig sind und den Priel dann durchqueren, befinden sich je nach Tidestand und Größe bis zum Bauch oder zur Brust im Wasser.
Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, womit zu rechnen ist, dann wird wahrscheinlich in ganz wenigen Jahren Neuwerk nur noch mit dem Schiff zu erreichen sein.
Doch warum beschäftigt sich die Bürgerinitiative "Rettet das Cux-Watt" auch mit dieser Problematik? Wir sind davon überzeugt, dass die Vertiefung der Priele vor Sahlenburg mit dem Wattaufwuchs in Duhnen und Döse zusammen hängt. Ursache ist zunächst die Schließung der Lücke des Leitdamms bei der Kugelbake. Das war der Beginn einer Jahrzehnte dauernden Verlandung, die im letzten Jahr ihren Höhepunkt erreicht hat. Experten nennen das "morphologischer Nachlauf".
Seit dem letzten Jahr ist das Watt dort bis zur Krone des Leitdamms aufgewachsen. Gleichzeitig verschwanden nach und nach die Priele in Leitdammnähe bis hinter Rettungsbake 1. Aufgrund der Verlandung dieser Priele sowie der Aufhöhung des Watts hat sich ein Teil der Entwässerung des Döser und Duhner Watts immer mehr nach Westen verlagert. Diese erfolgt dort in Küstennähe über das Sahlenburger Loch / Altoxstedter Tief und inzwischen auch immer mehr über das Duhner Loch.
Somit nimmt nicht nur die Strömungsmasse, sondern auch die Strömungsgeschwindigkeit bei auf- und ablaufender Tide zu. Folge ist, dass sich beide Priele immer mehr vertiefen. Besonders auffällig ist auch der zeitliche Zusammenhang: Zeitgleich mit dem Verschwinden der letzten Priele am Leitdamm bis hinter Rettungsbake 1 seit dem letzten Jahr haben sich das Duhner Loch sowie das Sahlenburger Loch signifikant vertieft.
Vor zwei Jahren war es am Wattwagenüberweg im Duhner Loch bei Ebbe noch knöcheltief, so wie früher das Sahlenburger Loch. Dessen Querung ist nur noch möglich, weil dort ein Steindamm errichtet wurde, der Ende Februar d. J. erhöht wurde. Ein ähnliches Schicksal könnte nun dem Duhner Loch drohen. Damit würde aber erneut nur die Symptomatik und nicht die Ursache bekämpft.
Somit wirken sich die Spätfolgen der Lückenschließung des Leitdamms nicht nur auf den Wattaufwuchs sowie die zunehmende Verschlickung (als Folge der Verklappungen und des Aufwuchses) aus, sondern diese sind noch viel weitreichender. So ist bei noch weiter um sich greifender Verschlickung auch die Zukunft des Duhner Wattrennens nicht mehr gewährleistet. Man muss sich somit darauf einstellen, dass neben dem früher einzigartigen Cux-Watt weitere Alleinstellungsmerkmale von Cuxhaven nach und nach verloren gehen. Davon wird auch der Tourismus betroffen sein.
Umso mehr ist es notwendig, dass endlich eine Maßnahme am Leitdamm in Angriff genommen wird. Neben den Verklappungen liegt hier die Ursache der immer größer werdenden Wattprobleme. Deshalb muss insbesondere hier der Hebel angesetzt werden. Eine Öffnung oder Absenkung des Leitdamms wird dazu führen, dass dort wieder Priele entstehen und eine Querströmung erfolgt. Diese ist für das Cux-Watt lebensnotwendig. Und das Duhner Loch hätte eine Chance, sich wieder zurückzubilden, womit die Landverbindung nach Neuwerk nicht mehr gefährdet wäre.
Aufgrund der Dynamik der Gezeiten verändern sich die Watten, Priele und Rinnen permanent. Wenn dann noch vom Mensch in dieses sensible Ökosystem Wattenmeer eingegriffen wird (Bau des Leitdamms und Verklappungen), rächt sich die Natur. Und das ist jetzt der Fall.
Bildrechte: Peter Roland, Aufnahmen vom 09.07.2018