Wattenmeer-Schutz Cuxhaven
Wattenmeer-Schutz Cuxhaven

Verklappungspraxis

Tanja Schlampp, 28.11.2018

 

Unsere Bürgerinitiative „Rettet das Cux-Watt“ beobachtet stichprobenartig die Verklappungspraxis. Im Mai 2018 wurde täglich 8x (!) vor Cuxhaven und nordöstlich von Neuwerk/Scharhörn Baggergut aus der Elbe verklappt. Zwei Baggerschiffe (Nordsee und Scheldt River) waren rund um die Uhr im Einsatz um Schlick, den sie bei St. Margarethen und Osteriff gebaggert haben, vor Cuxhaven zu entsorgen.

 

Bis zu 80.000 Kubikmeter Schlick und Sand werden auf diese Weise täglich, rund um die Uhr und auch bei auflaufend Wasser unmittelbar am Weltnaturerbe Wattenmeer abgekippt.

 

Zum Vergleich: Vor der letzten Elbvertiefung 1999 wurde jährlich in etwa soviel verklappt, wie heute an ein oder zwei Tagen.

 

Im August 2018 gesellte sich ein drittes Baggerschiff (HAM 316) hinzu. Es baggerte bis Mitte Oktober den Schlick aus den stark belasteten Bereichen Wedel/Lühesand/Juelssand (BA 1-3) und kippte ihn mehrmals täglich in das erste Teilstück der erweiterten Klappstelle am Leitdamm, ca. 6,5 km vor der Kugelbake wieder aus.

Bagger- und Umlagerungs-schwerpunkte

Ein Baggerschwerpunkt ist der Hamburger Hafen. Seit der letzten Elbvertiefung 1999 hat sich die Jahresmenge des zu baggernden Schlicks auf ca. 11 Mio. Kubikmeter nahezu verfünffacht.

 

Ein weiterer Schwerpunkt bilden die Baggerabschnitte (BA) 1-3 (Wedel, Lühesand und Juelssand) mit ca. 5 Mio. Kubikmeter Schlick sowie die Bereiche Brunsbüttel/Osteriff (BA 11-12) mit ca. 4 Mio. Kubikmetern Baggermaterial.

 

Dazu kommen weitere 4 Mio. Kubikmeter, die in anderen Bereichen der Fahrrinne gebaggert werden. Insgesamt variiert die zu baggernde Menge zwischen 24 Mio. und 27 Mio. Kubikmeter im Jahr.

 

Zirka 7 Mio. Kubikmeter Hamburger Hafenschlick werden kurz vor der Hamburgischen Landesgrenze bei Neßsand umgelagert. Davon verdriftet ein Teil in das 2,5 km entfernte Wedel, ein anderer Teil driftet zurück in das Hamburger Hafenbecken. Knapp 4 Mio. Kubikmeter Hafenschlick werden jährlich zwischen Helgoland/Scharhörn verklappt. Diese Menge gilt als dauerhaft aus dem System der Binnenelbe entfernt, da ein Rücktransport so gut wie ausgeschlossen ist.

 

Der Baggerschlick aus Wedel, Lühesand und Juelssand wird bei Osteriff umgelagert. Zum Teil verdriftet der bei Osteriff umgelagerte Schlick Richtung Mündungstrichter. Das reicht aber nicht aus. Deshalb wird auch bei Osteriff gebaggert und der aufgenommene Schlick bei Neuer Lüchtergrund verklappt. Auch hier geht man davon aus, dass ein Rücktransport nach Hamburg weitgehend ausgeschlossen sei, da die feinen Sedimente sich großflächig auf die umgebenden Wattflächen absenken. In Ausnahmefällen (Jahren mit geringem Niederschlag) dürfen bis zu 1 Mio. Kubikmetern Schlick aus den BA 1-3 auch direkt bei Neuer Lüchtergrund vor Cuxhaven entsorgt werden.

 

Bei einer ortsnahen Unterbringung des gebaggerten Hamburger Hafenschlicks kommt es schnell zu einem Zurückdriften des Schlicks und damit zu einer unerwünschten Kreislaufbaggerei. Um die rasant wachsenden Schlickmengen im Hamburger Hafen zu reduzieren, soll die Kreislaufbaggerei unterbunden werden. Deshalb wird der Baggerschlick zunehmend dorthin verbracht, wo ein Zurückdriften Richtung Hamburger Hafen ausgeschlossen ist.

 

Dieses Konzept wird mit aller Konsequenz und Inkaufnahme von Umweltschäden in der Küstenregion (Wattflächen, Deutsche Bucht) umgesetzt. Das Dramatische darin ist, das Konzept zur Durchbrechung der Kreislaufbaggerei, so plausibel es klingen mag, es funktioniert nicht. Denn würde es funktionieren, dann müssten sich die jährlich zu baggernden Mengen reduzieren. Das Gegenteil ist der Fall. Es hat sich durch die vielen Eingriffe in der Elbe eine Eigendynamik entwickelt, die auch ohne weitere Vertiefung die Schlickmengen weiter anwachsen lassen.

 

Nicht auszudenken, wenn mit dem Ausbau der Fahrrinne um ca. 40 Mio. Kubikmetern begonnen wird und die Eigendynamik - analog Ems - erst richtig ins Rollen kommt. Die Ems, in den 80er Jahren eines der fischreichsten Flussgewässer, gilt in den Sommermonaten als tot. Auf 6 Metern Tiefe entfallen 4 Meter Schlick. Der Elbe droht das gleiche Schicksal wie der Ems mit weitreichenden Auswirkungen auf die Ökosysteme Niedersächsisches, Schleswig-Holsteinisches und Hamburgisches Wattenmeer.

 

 

Kontakt

Tanja Schlampp 

Döser Feldweg 195

27476 Cuxhaven

Telefon: 04721-39 86 46

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email: Tanja.Schlampp@wattenmeer-schutz.de

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