CN, 25.08.2018: Nabu Cuxhaven und Partei Die Linke reagieren mit scharfer Kritik an bevorstehender Ausbaggerung
Die Elbvertiefung hat mit der dritten Ergänzung zur Planfeststellung Baurecht erlangt (wir berichteten). Schon bald könnten die Arbeiten zur Ausbaggerung und Verbreiterung des Fahrwassers bis zum Hamburger Hafen beginnen. Umweltverbände wie der BUND oder der Naturschutzbund (Nabu) laufen weiterhin Sturm gegen das aus ihrer Sichtökologisch und ökonomisch unsinnige Vorhaben. Sie erwägen weitere Klagen, ob sie damit Erfolg haben werden, steht in den Sternen.
Für Klaus Schroh, Schifffahrtsexperte beim Nabu Cuxhaven ist eines klar: "Wenn nicht doch noch Vernunft in Hamburg und bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt einkehrt, werden 40 Millionen Kubikmeter Aushub innerhalb der beiden Ausbaujahre in die Elbmündung verlagert." Dazu kämem jahrein, jahraus weitere 25 Millionen Kubikmeter Unterhaltungsbaggerungen im Hamburger Hafen und in der Unterelbe, die jedes Jahr in die Elbemündung umgelagert werden müssten, ohne dass bisher ein nachhaltiges Entsorgungskonzept vorliege.
"Man braucht kein Prophet zu sein, um zu ahnen, welche Folgen die bisher größte Umwälzung von Schlick und Sedimenten für die Flora und Fauna, den Fischreichtum und das Cuxhavener Watt haben wird", so Schroh. Die Sinnlosigkeit dieses Eingriffs in die Elbeumwelt werde allein dadurch deutlich, dass der bisherige Rekord an umgeschlagenen Containern in den Jahren 2007/2008 von 9,9 Millionen TEU (Standardcontainer) auf 8,8 Millionen TEU 2017 zurückgegangen sei und auch im laufenden Jahr keine Steigerung zu erwarten sei, obwohl die größten Containerriesen der Welt den Hafen ansteuerten.
Schroh: "Sämtliche Umschlagsprognosen als seinerzeitige Grundlage für die Planung der Elbvertiefung haben sich als krasse Fehleinschätzungen erwiesen." Statt einer Verdoppelung der Umschlagszahlen von 2007 mit vorhergesagten 20 Millionen TEU für 2018 werde mit maximal 9 Millionen TEU nicht einmal die Hälfte der einst von "PLANCO Consulting" gestellten Prognose erreicht. "Die Elbvertiefung wird zu einer kostspieligen Fehlinvestition führen", ist Schroh überzeugt. Beweis dafür seien die einkommenden und ausgehenden Riesenfrachter, die nahezu ausnahmslos mit erheblichen Reservetiefgängen und damit ungenutzter Ladungskapazität die Elbe befahren würden.
Dass für die Richter am Bundesverwaltungsgericht der Schierlingswasserfenchel offenbar der wichtigste justiziable Grund für die bisherige Verzögerung der Elbvertiefung war, lasse den Schluss zu, dass hier eine rein politische Entscheidung getroffen worden sei.
In einer Klage der Umweltverbände müsse deutlich werden, dass die Elbvertiefung der Umwelt schweren Schaden, dem Hamburger Hafen aber keineswegs den erwarteten Umschlagszuwachs bringen werde.
Nach Auffassung der Cuxhavener Partei Die Linke ließen sich bereits seit der letzten Elbvertiefung zur Jahrtausendwende erhebliche Wattabbrüche am Elbufer zwischen Cuxhaven und Otterndorf nachweisen, außerdem Deichversackungen im Altenbrucher Elbdeich. Darüber hinaus hätten sich Strömungsgeschwindigkeit und Tidenhub erhöht. Die Verschlickung der Häfen habe ebenfalls zugenommen.
Bei Verwirklichung des von dem damaligen rot-grünen Bundeskabinett am 15. September 2004 beschlossenen Milliardenprojektes einer weiteren Vertiefung um zwei Meter von 14,60 auf 16,95 Meter Solltiefe sei eine weitere Zunahme der bereits vorhandenen und existenzbedrohenden Probleme zu erwarten, teilt die Linke mit. (ur/red)