Die Watt-Verschlickung bleibt ungelöst.
von Tanja Schlampp, Wattenmeer-Schutz Cuxhaven, 05.06.2024
Aufgabe des Arbeitskreises* als unabhängiger Beirat des Kreis-Baudezernats war es, die Ursache der Verschlickung des Duhner Watts herauszufinden und Lösungen zu erarbeiten. Als Hauptursache für die Verschlickung wurde der 10 km lange Kugelbake-Leitdamm ausgemacht, der die Sedimente aus dem Watt davon abhält, ins Fahrwasser der Außenelbe zu treiben. Die Elbe-Fahrrinne wurde zudem mit dem festen Bauwerk stabilisiert, man könnte umgangssprachlich auch sagen, in ein "Korsett gezwängt". Rinnenverschiebungen konnten so weitgehend unterbunden werden, die Unterhaltungskosten minimiert werden.
Der Leitdamm ragte ursprünglich mehrere Meter über dem Meeresboden. Mittlerweile hat sich soviel Sediment angehäuft, dass die Spitze des Leitdamms mit dem Meeresboden auf gleicher Höhe ist.
Ein in Auftrag gegebenes Gutachten des Wasserbauexperten Prof. Dr. Ulrich Zanke sollte die Fragen klären, ob a) bei einer Absenkung des Leitdamms um drei Meter auf ganzer Länge oder b) bei einer teilweisen Öffnung auf 800 Meter Länge und Absenkung um 1,5 Meter, der Verschlickung des Duhner Watts begegnet werden könnte. Zanke kam zu dem Ergebnis, dass keines der beiden Alternativen einen nennenswerten Effekt haben würden. Erst im Laufe von rund 60 Jahren könnten sich erste nennbare Effekte zeigen.
Auch ein erweitertes Gutachten Zankes, das auf der Fragestellung beruhte, was geschehen würde, wenn man das Sediment im Duhner Watt um 50 Zentimeter abtrüge, brachten kein zufriedenstellendes Ergebnis. Schnell würde neues Sediment sich auf dem Wattboden ablagern, so dass mit einer dauerhaften Unterhaltungsbaggerei zu rechnen sei. Die Absenkung des Leitdamms hätte zudem zur Folge, dass Sediment aus dem Watt in die Fahrrinne der Elbe gelangen würde. Genau das soll der Damm aber verhindern.
Die Gutachten von Prof. Zanke sollen in Kürze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Warum hat der Arbeitskreis Schlick die zwei Untersuchungen überhaupt in Auftrag gegeben? Dass der Leitdamm die Sedimente von Westen her abfängt und damit die Unterhaltungsbaggerei in der Fahrrinne reduziert, wußte der Arbeitskreis schon im Vorfeld. Einer Funktionsbeeinträchtigung des Leitdamms durch eine Absenkung hätte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt niemals zugestimmt. Was für die Wattseite gut ist, ist für die Fahrrinne schlecht und umgekehrt.
Das erweiterte Gutachten verbietet sich schon allein von der Fragestellung. Abtragungen des Wattbodens stellen schwere Eingriffe in den Nationalpark Wattenmeer dar und sind sowohl rechtlich als auch ökologisch undenkbar.
Nach Ansicht von Marcus Rudolph, Fachgebietsleiter im Amt für Wasser- und Abfallwirtschaft des Landkreises sei ein Aufwuchs des Watts prinzipiell nichts Negatives, wenn man den steigenden Meeresspiegel im Zuge des Klimawandels berücksichtige. Auch würde es wenig Sinn machen, im Watt enorme Mengen an Schlick zu baggern, während man sich an anderer Stelle gegen die Verklappung von Schlick vor der Küste wende. "Somit ist der Arbeitskreis Schlick Geschichte".
Der Arbeitskreis Schlick* war von Anfang an nur ein Hemmschuh im Kampf gegen den Schlick. Er wurde vor sieben Jahren vermeintlich nur deshalb gegründet, um unserer damals sehr aktiven Bürgerinitiative "Rettet das Cux-Watt" den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Unsere Kritikpunkte:
*Teilnehmer des Arbeitskreis Schlick unter Führung von Kreisrätin Babette Bammann: Jeweils ein Vertreter der Parteien CDU, SPD, Die Grünen, Die Cuxhavener, FDP, AfD; Dezernent des nds. Umweltministeriums; Anfangs zwei, später ein Sprecher der BI "Rettet das Cux-Watt", zwei Dezernenten des Landkreises Cuxhaven